28. August 1992, 16.18 Uhr. Endlich. Du bist da. Nach Tagen der Warterei
Du - unser Kind, das nicht sprechen kann. Das Kind, mit der geistigen Behinderung, Die Herausforderung für Eltern und Geschwister. Das Kind, mit dem wir niemals diskutieren können, Geschichten über witzige Wortspielchen erzählen können, wie es andere Eltern machen. Das Kind, das einen an die eigenen Grenzen führt - körperlich, wie psychisch. Das Kind mit der unendlichen Freude über einfache Dinge. Das Kind, das sieht - mehr als wir denken. Unsere Frustration, unsere Pflichterfüllung manchmal Hoffnungslosigkeit, der es mit seinem unglaublichen Lebenswillen und seiner Stärke immer wieder begegnet. Das fröhliche, ausgeglichene, willensstarke, verschmuste, lachende, selbstsichere Kind. Lehrerin in Sachen Geduld, Bescheidenheit, Freude. Mit Augen, die so tief in einen hinein blicken, dass man sich darin verlieren könnte. Das Kind, an dem man wächst. Stärker wird, die Welt aus anderen Blickwinkeln betrachtet. Skeptischer wird, dem Gesundheitssystem gegenüber und dem Schulsystem für nicht-behinderte Kinder. Das Kind, das ohne Worte viel sagt. Mit Gesten und Koketterie Zuneigung und Abneigung zum Ausdruck bringt. Die Brüder fest im Griff hat. Von den Eltern ganz zu schweigen.
Trösterin und Herausforderin. Meisterin in Sachen Hoffnung, Liebe, Ausgeglichenheit. Das Kind, mit den besonderen Fähigkeiten.
Tochter, Schwester und Freundin - Lea.